Das erste Foto eines Malchiner Fußballers aus dem Jahr 1916
Paul Hahlbeck (30.12.1897 - 20.03.1984), langjähriger Spieler des M.T.V. und des MSV. Der M.T.V. gewann ein Pokalspiel gegen Parchim mit 6:5. Paul Hahlbeck spielte noch viele Jahre in der 1. Mannschaft des M.T.V. und blieb dem bürgerlichen Verein bis zum Zusammenschluss 1933 treu.
Es sollten einige Jahre ins Land gehen, ehe neben der bürgerlichen Sportbewegung der Arbeitersport mit dem Vereinsfußball in Malchin und in Mecklenburg zunehmend an Bedeutung gewann. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Novemberrevolution 1918 änderten sich die politischen Verhältnisse in Deutschland. In vielen Städten entstanden Arbeitersportvereine, so auch in Malchin der Arbeiter-Turn- und Sportverein ATSV. Im März 1919 traten die Fußballer des Vereins mit dem Wunsch, einen eigenen Fußballverein zu gründen zu wollen, an den Vorsitzenden Wilhelm Vespermann heran. Im April 1919 gründete man in den Vereinsfarben Rot-Weiß die „Freie Spielvereinigung Malchin von 1919“.
Gründungsmannschaft von 1919
o.v.l.: W. Kollmorgen, A. Grapenthin, P. Krugmann, E. Plückhahn, W. Brüshaber
m.v.l.: W. Volkmann, R. Grapenthin, H. Block
u.v.l.: W. Block, M. Meier, H. Dewitz
Mit der Gründung der Freien Spielvereinigung entfachte man in der kleinen Peenestadt eine neue Fußballbegeisterung in der Bevölkerung. Mit großem Interesse verfolgten die Malchiner die Entwicklung des Arbeiterfußballvereins.
Das Frühjahr und den Sommer 1919 nutzten die Rot-Weißen zu ersten Trainingseinheiten. Freundschaftsspiele, damals auch Propagandaspiele genannt, wurden gegen Mannschaften aus den Nachbarstädten ausgetragen. Aber die ersten Vergleiche gingen fast immer verloren, manchmal sogar zweistellig. Doch schon bald nahm die Freie Spielvereinigung eine rasante Entwicklung. Nach kurzer Zeit bildete der Verein neben einer schlagkräftigen ersten auch eine zweite Männermannschaft sowie zwei Jugendmannschaften. Später kam noch eine Schülermannschaft hinzu. Sie alle standen zunächst nur im Trainingsbetrieb.
Nach vielen Übungseinheiten war die Zeit der Wettbewerbe endlich gekommen. Ab Herbst 1919 startete die 1. Mannschaft in die A-Serie und spielte um die mecklenburgische Meisterschaft. Zur Halbserie belegte die neu gegründete Elf bereits eine gute Mittelfeldposition in der Liga. Nach Beendigung der Frühjahrsspiele 1920 standen die Peenestädter dann auf einem beachtlichen 3. Tabellenplatz. Jetzt hatte auch Malchin eine erfolgreiche Arbeiter-Fußballmannschaft, die für einiges Aufsehen sorgte. Denn bisher standen nur die Mannschaften des M.T.V. im Mittelpunkt des Interesses der Kleinstädter.
Ganz so leicht lief es für die freie Spielvereinigung am Anfang jedoch nicht. Die Malchiner Bevölkerung war sehr mit der bürgerlichen Sportbewegung verwachsen. Noch hatten die Blau-Weißen vom M.T.V. eine gewisse Vormachtstellung, während die FSV-Fußballer in ihrer rot-weißen Kluft oft nur von der Seite angeschaut wurden. Aber das sollte sich bald ändern ...
Nach dem Ende der Weimarer Republik und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 begann ein finsteres Kapitel deutscher Geschichte und der Sportbewegung. Walter Block war der wohl bekannteste und schussstärkste Mittelläufer im Land und kämpfte gegen den Hitler-Faschismus.
Er kam ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg und nach der Räumung des Lagers durch die SS auf das Schiff „Kap Arkona“. Die Engländer vermuteten eine Absetzbewegung kampffähiger Wehrmachtseinheiten und versenkten das Schiff in der Wismarer Bucht. Unter den Todesopfern war auch der Malchiner Spieler Walter Block. In Gedenken an ihn wurde die frühere Waldstraße in Walter-Block-Straße umbenannt und das 1969 eingeweihte Stadion erhielt ebenfalls seinen Namen.
Lok Malchin, 1. Mannschaft 1968/69
o.v.l.: P. Piochowiak, D. Brockmann, H. Haberkost, D. Schröder, K. Nicolai, W. Wagner, H. Lüdemann
u.v.l.: F. Hübbe, R. Loitz, R. John, W. Otto, K. H. Schröder
Sechs Jahre später – am 15. September 1975 – wurde das neu gebaute Sportlerheim im Stadion freigegeben. Zudem gab es noch einen Platz an der Lindenstraße, der 1994 an einen Investor verkauft wurde, der darauf zwei Supermärkte baute. Das dadurch eingenommene Geld nutzte man zur Errichtung eines Kunstrasenplatzes am Fritz-Reuter-Platz und der Schulsportanlage neben der Blumenschule.
Die politische Wende 1989 und die deutsche Wiedervereinigung sorgten für den nächsten Zusammenbruch des Systems der Betriebssportgemeinschaften. So entstand 1991 vorerst der Eisenbahner-Sportverein ESV. Die abgespaltete Fußballabteilung gründete anschließend den FSV 1919.
Ab 1995 organisierte der FSV für alle Malchiner Sportvereine, Sponsoren und Fans den von nun an jährlich stattfindenden Sportlerball im Kreiskulturhaus, prall gefüllt mit vielen tanzwütigen Vereinsmitgliedern. Große Verlosungen mit attraktiven Preisen und Live-Bands runden das inzwischen schon traditionelle Spektakel ab.
2001 schaffte die 1. Mannschaft den Aufstieg in die Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern, 2014 kehrte man in die Landesliga zurück; konnte sich aber 2017 noch einmal für zwei Jahre in der höchsten Spielklasse des Landes mit den besten Fußballern messen. 2020 verzichtete der FSV Malchin als Tabellenerster auf einen erneuten Aufstieg und spielt seitdem in der Landesliga.
FSV Malchin, 1. Mannschaft – Aufsteiger in die Verbandsliga 2001
o.v.l.: ÜL Dobber, Klein, M. Ritter, Friedland, K. Schudeck, Mahler, M. Schlüter, F. Müller, Krysiak, Plagens
u.v.l.: M. Wagenknecht, Lemcke, R. Schlüter, M. Großmann, H. Asmus, Hedrich, J. Soldwisch, D. Hewelt, ML Koepke
Für seine hervorragende Nachwuchsarbeit wurde der Verein 2022 mit dem ersten Platz in der Kategorie „Kinder- und jugendfreundlicher Sportverein des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ geehrt.